Anfang September liegt die Nicht-Saison 2020 endlich hinter uns. Zum Glück… das Schauspiel aus Verschiebungen, Absagen, Neuauflagen und kuriosen Pseudo-Formaten war ja kaum mehr zu ertragen. Jetzt könnte man ja denken, dass der hobbyistische Triathlet den Ausfall fast aller Wettrennen hätte nutzen können, um endlich mal, für nur einen einzigen Sommer, ein ganz normales Leben zu führen: Am Wochenende ausschlafen, Freunde (in gebührendem Abstand) treffen, Grillen, zwar nicht zum Urlaub in ferne Länder jetten, aber immerhin doch mal auf dem heimischen Balkon in der Sonne liegen und sich zur Abwechslung den Pelz mal an stellen verbrennen, die sonst immerfort von Lycra verdeckt werden.

Aber nein! Den genauso zwangsneurotischen wie sportfanatischen Dreiathleten ist die Leibesertüchtigungs-Askese auch im Angesicht einer spielverderbenden globalen Pandemie nicht auszutreiben!

Da werden die teuer bezahlten Coaches/Chefantreiber/Trainingsplanorakel nicht schlecht geguckt haben, als sie im Frühjahr bang auf ihre Telefone schielten und sich dort nach und nach die Schützlinge zur Lage der Nation meldeten: Anstatt reihenweise die Leibesertüchtigungsverträge zu stornieren, die Raceeinteiler zu zerreißen und mit Schirmchendrink, nackt und wedelnden Geschlechtsteilen in den nächstbesten Baggersee zu toben, wurde die Treue geschworen und das Ausmerzen der lange vor sich hergeschobenen Schwächen eingefordert.

Und so verlief der zurückliegende Sommer also, wie all jene vor ihm, nur eben ohne Wettstreitigkeiten: Schwimmen, Radfahren, Laufen, das Ganze vielleicht und ausnahmsweise eventuell auch mal abseits altbekannter Wege, büschn Turnen, Schlafen, Essen und zwischen all dem noch die lästige Arbeit. Die aber bestenfalls von zu Hause, was ganz neue Möglichkeiten der Einflechtung des Trainingspensums in den unerhört anstrengenden Heimarbeitsalltag hervorbrachte. Vertrauensarbeitszeit sei Dank! Und dann schön abends nach erledigter Ertüchtigung noch mit dem Laptop auf dem Sofa liegen, Selleriestangen kauen und Fleißpünktchen einheimsen fürs spätabendliche Mailsschreiben. Is klar! Dabei hatten sich die Chefs endlich mal auf ein paar unbezahlte Überstunden gefreut. Der Körperertüchtigungsfleiß ist den sportlichen Streifenhörnchen aber einfach nicht auszutreiben. Um das zu erreichen, müsste sich der generalverdächtige Bill Gates noch was ganz anderes einfallen lassen als ne schnöde Pandemie 😉


Bild von Frank Marckardt auf Pixabay

Bundeskassner

Ulli ist typischer Triathlet: Kann alles ein wenig, aber nichts richtig! Deshalb lehnt er sich am liebsten mit einem Käffchen zurück und lästert.