Früher oder später wird jeder Triathlet einsehen, dass den Freunden die eigenen Heldentaten vom vergangenen Trainingswochenende zunehmend auf die Nerven gehen. Wenn obendrein die Kollegen hektisch die Teeküche räumen, kaum dass man eingetreten ist, weil sie Angst haben am Ende der aufgezwungenen Erzählung wieder als unsportlich, adipös und vom eigenen Schweinehund geknechtet dazustehen, wird es Zeit für eine Überarbeitung von Selbstdarstellung und Eigenvermarktung. Ohne Außenwerbung wäre man ja schließlich kein ernstzunehmender Dreikämpfer, was wiederum in dieselbe Kerbe schlüge, wie Haare an den Beinen und das Klebenlassen der Startnummern des letzten Rennens an Rahmen und Helm. Wenn direkte Kommunikation also total 2009 ist, was dann? Nichts leichter als das! Hier kommt unser Guide für Selbstdarsteller:

Facebook

Eine eigene Facebook-Seite (Kategorie „Athlet“) muss her. Dazu werden alle Bekannten eingeladen und von nun an täglich Fotos von stets sensationell aussehenden Trainingseinheiten gepostet! Ganz wichtig dabei: Es muss IMMER aussehen, als wäre der nebenberufliche Trainingsalltag das selbstverständlichste der Welt und ohne jedweden terminlichen oder zwischenmenschlichen Zwist unterzubringen.

Instagram

Jeden Tag mindestens drei Bilder! Wenn du dafür nicht genug trainierst, poste sinnleere Ironman-Memes oder Trainingsweisheiten.

Twitter

Auf Twitter wird von nun an jede Trainingseinheit und jede Mahlzeit explizit angekündigt mit dem Hinweis, dass man Interessierten gerne Trainingspläne oder Rezepte zur Verfügung stellt! Beides vielleicht ab und an auch mal ungefragt einstreuen. Immer wieder gern gesehen sind auch Fragen nach Mitstreitern für den morgen anstehenden Lauf in aller Herrgottsfrühe, denen ohnehin niemand nachkommt. Aber es sieht gut aus und suggeriert eine gewisse Nähe zum Fußvolk.

Strava

Diese Plattform bietet ganz neue Möglichkeiten der Selbstdarstellung und eine sehr viel bessere Detailtiefe, als es ein schnöder Screenshot von Runtastic bei Facebook jemals könnte. Bedenke allerdings: Hier erreichst du nur Sportskollegen, die deine Leistungen einzuschätzen wissen. Breiter Zuspruch ist dir also nur gewiss, wenn du tatsächlich was reißen kannst.

Website mit Blog

Wer nun noch Zeit übrig hat, der schreibt mindestens wöchentlich auch noch in den Blog auf der eigenen Website (www.mustermann-triathlet.de) und verlinkt dies dann wiederum bei Facebook. Besonders beliebt sind seitenlange Artikel (wie dieser), die sich wegen inhaltlichem Auf- und allgemein unbeholfenem Satzbau lesen, wie die Aufsätze einer fünften Klasse (gilt also auch für diesen). Ganz phantastisch eignet sich eine solche Präsenz im Netz auch, um etwaige DNFs zu rechtfertigen oder gähnend langweilige Rennberichte zu verfassen.

Hashtags

Das Wichtigste hätten wir in dieser Mini-Anleitung zum künftigen #Auftreten fast vergessen: Hashtags! Ohne geht es nicht! Allem voran müssen deine #Sponsoren (siehe unten) genannt und ihnen unentwegt gedankt werden. Wer heute noch ohne #Hashtags auskommt, schwimmt auch ohne Frontschnorchel #LaufladenSchneider #NieWiederOhneNike #IhrSeidDieGeilsten #KonaMeinePerle #IchGlaubeIchHabEinLochInDerBadehose #DochNichtWarNurFalschrum

Zwirn

Last but überhaupt sowas von nicht least: Klamotten! Wer richtig was auf sich hält, der braucht eine Softshell-Jacke mit der URL seiner Website (s.o.) und einer Handvoll Sponsorenlogos drauf. Scheißegal ob letztere überhaupt etwas zu deiner Karriere beisteuern. Im Zweifelsfall werden die Logos der in der eigenen Gunst am höchsten stehenden Rad-, Riegel- und Schuhhersteller ohne deren Erlaubnis verwendet. Zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten empfiehlt sich jedoch eher das Aufbringen tatsächlich unterstützender Firmen. Der eigenen Unpopularität wegen sind hierzu meist jedoch nur lokale Kleinunternehmer bereit, deren Gewerke dem Sport gegenüber bestenfalls als „fern“ einzustufen sind. Diametral wäre zumeist eher das Wort der Stunde. Man beachte nicht nur deshalb unbedingt, dass solcherlei Logos von Top Gebrauchtwagenpark, Sanitärtechnik Fricke und 123 Alarmanlagen deutlich weniger Strahlkraft bei den eigenen Fans entfalten. Eine gewisse Bewegungsunschärfe einkalkulierend, erfüllen aber auch sie ihren Zweck, der da lautet: Um jeden Preis aussehen, als würde man mit dem ganzen Aufriss Geld verdienen und ihn nicht etwa zum Spaß betreiben. Denn das ist was für Hobbyisten und jenen Status haben wir mit dem ersten Trainingslager ja wohl mehr als abgelegt.

In diesem Sinne: Los geht’s!

Bundeskassner

Ulli ist typischer Triathlet: Kann alles ein wenig, aber nichts richtig! Deshalb lehnt er sich am liebsten mit einem Käffchen zurück und lästert.