Da ist er also: Der Tag, auf den monatelang hintrainiert, für den Beziehungen und Freundschaften aufs Spiel gesetzt und dem alles untergeordnet wurde. Endlich ist Wettkampfwochenende!

Und was wäre ein richtiges solches, ohne einen, dem Event angemessenen, Aufriss?! Natürlich hätte der dahergelaufene Dreikämpfer sich einfach beim nächstbesten Wald und Wiesen Kräftemessen im Heimatlandkreis anmelden können, so es denn der favorisierten Distanz entspricht. Es wäre aber schlecht bestellt um das Triathlon-Affentum, wenn nicht wenigstens eine Flugreise zwischen Homebase und Finishline läge. Und während der Profi mit Physio, Koch und Seelsorger reist, akquiriert sich der bis Oberkante Unterlippe ambitionierte Agegrouper seine eigene Support-Entourage. Da wird alles mitgenommen, was nicht bei drei „Hau ab, du unterernährter Sportsüchtiger!“ geschrien hat: Bettnebenlieger, Erzeuger, Ober-, Unter- und Nebenmieter, Coach, die letzten trotz Trainingswahn verbliebenen Freunde und eine gefühlte halbe Tonne Sportequipment. Wobei sich letzteres, fehlender Artikulationsapparate wegen, nicht hatte wehren können.

Sind die logistischen Hürden der Anreise genommen und ist die Kolonialisierung des gastgebenden Landstrichs durch den buntbeschuhten und rotbe-M-ten Wanderzirkus vollzogen, geht es spätestens am Samstag richtig los: Da wird die Messe leer geshoppt mit all den Utensilien, die man natürlich schon hat, aber halt nicht in der Letzte-Schrei-Ausführung dieser Saison; Renn- und Ernährungsstrategien werden geschmiedet und wieder verworfen; letzte lockere Trainingseinheiten werden absolviert, die jedoch primär dem Flaggezeigen und Gegnereinschüchtern dienen, als den hunderten Trainingsstunden noch die Tollkirsche auf das Sahnehäubchen setzen zu können. Schlussendlich wird noch die Zeitmaschine eingecheckt zusammen mit den unsäglichen Wechselbeuteln, deren Bestückung so manchen Packenden schon zur Verzweiflung getrieben hat, wenn beim abendlichen Nudelessen festgestellt wurde, dass man die einzucheckenden Laufschuhe noch an den Mauken trägt.

Ist der Wettkampftag dann endlich gekommen, wird das schlotterne Nervenbündel zu unchristlichster Zeit aus dem seichten Halbschlaf gerissen, um wenig später übernächtigt und unterdurchschnittlich befrühstückt in schwarzer Wurstpelle am Ufer eines Sees zu stehen, in die ersten Sonnenstrahlen zu blinzeln und zu wissen, dass mit dem Startschuss alles von einem abfällt und wieder einer dieser Tage beginnt, für die wir uns so lange geschunden haben.

Und wozu das Ganze? Weil wir’s können und es geil werden wird!

Bundeskassner

Ulli ist typischer Triathlet: Kann alles ein wenig, aber nichts richtig! Deshalb lehnt er sich am liebsten mit einem Käffchen zurück und lästert.